Antisemitismus in Deutschland, die AfD und das Schweigen der Mehrheit. Gespräch mit Niklas Frank und Alexandra Eul

Antisemitismus in Deutschland, die AfD und das Schweigen der Mehrheit – Niklas Frank im Podcast-Gespräch

Wo bleibt die Wut der Demokrat:innen über den Antisemitismus in Deutschland? Wo sind die lauten Stimmen gegen die AfD? Diese Fragen stellt Niklas Frank im Dietz&Das-Podcast-Gespräch mit der Journalistin Alexandra Eul. Er liest eine Passage aus seinem aktuellen Buch »Zum Ausrotten wieder bereit? Wir deutschen Antisemiten – und was uns blüht« und spricht über den explodierenden Antisemitismus nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, über die greifbare Gefahr durch die AfD und die fehlende Wut der echten Demokrat:innen in Deutschland. Das Gespräch hat Ende November 2023 vor Publikum in Köln stattgefunden.

Schweigen als Gift, das bis heute wirkt

»Träger des deutschen Antisemitismus sind die Millionen Familien, in denen seit Urgroßvaters Zeiten geschwiegen wird über die eigene Verstrickung in die Nazi-Diktatur […]«, liest Niklas Frank aus seinem Buch vor. Das familiäre Schweigen über die Nazi-Zeit sei das Verhängnis für heutige Generationen. Der Autor spricht von der »grauen Decke der Verklemmung«. Die Deutschen nähmen zwar anti-demokratischen Strömungen wahr, aber sie unternehmen nichts.

Demokrat:innen, werdet wütend!

Niklas Frank fehlt die Wut der echten Demokrat:innen. Man werde und bleibe schuldig, solang man untätig zuschaut, wie Parteien wie die AfD eine immer größere Wählerschaft bekommen. Dass jüdische Kinder heutzutage Angst haben, in die Schule zu gehen, sollte doch Zeichen genug sein. »Werdet endlich wütend!«, fordert der Autor. Demokratie als Staatsform ist das »unglaublich komplizierte, aber einzig lebenswerte System«, für das es sich laut und wütend einzusetzen lohnt.

Gemeinsam für Demokratie und gegen Antisemitismus: Ein eindringlicher Appell

Niklas Frank appelliert an alle Demokrat:innen: Sie sollen sich zusammentun und aktiv gegen Antisemitismus vorgehen. Er ruft dazu auf, nicht nur zu Hause zu sitzen und zu schimpfen, sondern gemeinsam auf die Straße zu gehen und zu handeln. Schluss mit der Unehrlichkeit in Deutschland! Er fordert Demokratieliebende auf, sich zu engagieren, politische Verfehlungen öffentlich anzuprangern und ermutigt sie dazu, nicht alles durch Versachlichung zu relativieren, sondern klar Position gegen Rechtsextremismus zu beziehen. Sein Wunsch: Zeigt eure Wut, kämpft laut und vehement für die Demokratie!

Das Buch zum Podcast

Das Buch »Zum Ausrotten wieder bereit? Wir deutschen Antisemiten – und was uns blüht« ist in allen Buchhandlungen sowie auf auf der Verlags-Homepage erhältlich. Im Podcast Dietz & Das zu Politik, Gesellschaft und Geschichte stellen Autor:innen aus dem Dietz Verlag ihre neuen Bücher vor und sprechen über politische und gesellschaftliche Themen. Regelmäßig gibt es hier ein neues Interview, eine Lesung oder eine Diskussion von Autor:innen mit ihren Gästen. Spannende, offene Diskussionen und neue Sichtweisen von unterschiedlichen Expert:innen für alle, die sich eine differenzierte Meinung bilden wollen. Auf allen Podcast-Kanälen oder auf unserer Website abrufbar.

Der Autor

Niklas Frank, 1939 geboren, ist der Sohn von Hans Frank, Hitlers Generalgouverneur in Polen, der in Nürnberg zum Tode verurteilt wurde. Niklas Frank war über zwei Jahrzehnte Reporter beim STERN und vollendete nach zwei Büchern gegen seine Eltern (»Der Vater« und »Meine deutsche Mutter«) mit »Bruder Norman!« eine schonungslose Trilogie über seine Familie, die dank Hitler aufstieg. Im SPIEGEL-Bestseller »dunkle Seele, feiges Maul« setzte er sich mit der Entnazifizierung auseinander. In »Auf in die Diktatur« zog er erschreckende Parallelen im Verhalten und in der Rhetorik heutiger Politiker zur NS-Zeit. In »Meine Familie und ihr Henker« veröffentlichte er den einzigartigen Briefverkehr zwischen dem zum Tode Verurteilten Hans Frank und seiner Familie – gewohnt bissig kommentiert. Im Oktober 2023 erschien sein aktuelles Buch »Zum Ausrotten wieder bereit? Wir deutschen Antisemiten – und was uns blüht«.

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