Unser Kontinent erlebt gerade die größte Massenflucht seit dem Zweiten Weltkrieg. Geflüchtete unter anderem aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und nun der Ukraine erreichen das Land. Sie suchen Schutz, Verständnis und eine Gesellschaft, die sie aufnimmt. Sie sind keine gesichtslose Masse, sie sind Individuen mit Lebensgeschichten, mit Ängsten, Träumen und Hoffnungen. Harald Roth gibt ihnen nun endlich eine Stimme: in dem neuerschienenen Band »Flucht aus Deutschland, Flucht nach Deutschland 1933–1945 und heute« finden sich autobiografische Texte von Menschen auf der Flucht. Persönlich und hautnah erzählt.
Beiträge von Wissenschaftlern und Vertreter*innen von NGOs komplettieren das Portrait. Wolfgang Benz, Heinrich Bedford-Strohm und viele weitere prominente Beiträger*innen schreiben über Zwangsmigration und deren gesellschaftliche Ablehnung, aber auch über die große Anteilnahme am Schicksal der Heimatlosen. Darüber hinaus zeigen sie niedrigschwellige Lösungsansätze auf, mit denen ihnen geholfen werden kann.
Im Zentrum stehen jedoch die Artikel der Menschen mit Fluchterfahrungen. Sie erzählen, wie es war, mit Gewalt aus ihrem Leben und ihrer Heimat vertrieben zu werden. Auch über den Neuanfang in einem fremden Land wird berichtet. Hierbei kommen viele Geflüchtete zu Wort, die aus den unterschiedlichsten Gründen zur Flucht gezwungen waren: Neben Farhad Alsilo, der als 12-Jähriger den IS-Terror überlebte und dem ukrainischen Journalisten Aleksei Bobrovnikov, berichtet Leen Alcheikh über ihre Flucht aus Syrien. Die 17-jährige Schülerin und ihre Familie flohen nach Bombenangriffen auf ihr Zuhause – nachdem sie jahrelang in einem libanesischen Flüchtlingslager festsaßen – nach Deutschland.
Doch nicht nur aktuelle Fluchterfahrungen finden ihren Platz: viele Beiträge thematisieren die Zeit des NS-Regimes und die damit einhergehenden (Massen-)Fluchten. Vor allem die Flucht der Jüd*innen, wie unter anderem Mascha Kalékos Emigration in die Vereinigten Staaten und Stefanie Zweigs Vertreibung nach Kenia, nimmt Raum ein. So entsteht schließlich ein emotionales, allumfassendes Porträt über die Flucht nach und aus Deutschland im Laufe der letzten Jahrzehnte – und ein eindrückliches Plädoyer für die Flüchtlingspolitik.
Harald Roth, geb. 1950, Publikationen zur NS-Zeit, zuletzt »Was hat der Holocaust mit mir zu tun?«, im Dietz-Verlag »Nie wegsehen! – Vom Mut menschlich zu bleiben« (2020). Er ist Mitglied von »Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.« und Mitinitiator der KZ-Gedenkstätte Hailfingen/Tailfingen.
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