Das neu erschienene Buch „Der lange Weg zur Demokratie. Von Berlin über Budapest nach Prag und Danzig“, geschrieben von György Dalos, Ilko-Sascha Kowalczuk und Jean-Yves Potel, beschäftigt sich mit den Auswirkungen der vier großen revolutionären Momente der Arbeiterbewegungen Europas auf die Demokratie. Die Historiker aus Deutschland, Ungarn und Frankreich widmen sich der Frage, wie sich die bahnbrechenden Ereignisse bis in die Gegenwart ausgewirkt haben.
Vier Brennpunkte der europäischen Demokratiegeschichte und der Geschichte der europäischen Arbeiterbewegung in Mittel- und Osteuropa stehen in Reiner Hoffmanns und Peter Seidenecks (Hgg.) Publikation im Fokus: 1953 DDR, 1956 Ungarn, 1968 ČSSR und 1980 Polen. Sie sind bis heute Wegweiser für den schwierigen Prozess der Demokratisierung, der von erheblichen Rückschlägen geprägt ist – auch in Ländern, die mittlerweile der EU angehören. Die Bedeutung dieser Ereignisse für die europäische Nachkriegsgeschichte und die Gewerkschaftsbewegung wird beleuchtet.
Die Arbeiter- und Volksaufstände zeigten trotz der sowjetischen Panzer, die sie beendeten, Wirkung: In Ungarn wurden Arbeiterräte gegründet, in der ČSSR hieß die Hoffnung »Sozialismus mit menschlichem Antlitz«. Die Bevölkerung stand mehrheitlich an der Seite der Reformer und Aufständischen. Solidarność ist ein bemerkenswerter Sonderfall – er wirkt wie ein Vorzeichen für das Ende der sowjetischen Vorherrschaft und den Beginn eines neuen Europas. Heute ist Polen wieder mit nationalistischen Ideologien, Illiberalität und der Schwächung der Rechtsstaatlichkeit konfrontiert. Um dem zu begegnen, hilft ein Blick auf die Menschen, die sich dem Totalitarismus in Berlin, Budapest, Prag und Danzig widersetzt haben.
Das hier vorgelegte Buch bietet eine hervorragende Synopse dieser demokratiegeschichtlich für ganz Europa bedeutenden Ereignisse.
Stefan Berger, Professor für Sozialgeschichte und Direktor des Instituts für soziale Bewegungen an der Ruhr-Universität Bochum
geb. 1955, Diplom-Ökonom, 2014–2022 Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes und Vorsitzender des Vorstands der Hans-Böckler-Stiftung. Zuvor war er 16 Jahre für den Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) in Brüssel tätig.
Von Reiner Hoffmann (Hg.) erschien 2021 bereits das Buch „Arbeit aufwerten – Demokratie stärken. Gewerkschaftliche Gestaltungsperspektiven“ im J.H.W. Dietz Verlag.
geb. 1941, Journalist, arbeitete von 1974–1993 in verschiedenen Funktionen für den Deutschen Gewerkschaftsbund. Von 1991–2004 war er Referent beim Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB) und von 2004–2021 Berater für den EGB und DGB.
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