Der neueste Band der von der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebenen historischen Fachzeitschrift „Archiv für Sozialgeschichte“ (AfS) trägt den Titel „Sozialgeschichte der Bildung“ und widmet sich damit der Geschichte eines zentralen und schillernden Begriffs unserer Gegenwart. Mit Bildung werden hohe Ziele von gesellschaftlicher Emanzipation verknüpft, und sie soll entscheidend dazu beitragen, soziale Ungleichheiten zu beseitigen. Zugleich stellt sie eine wichtige ökonomische Ressource dar und schafft selbst soziale Unterschiede zwischen sogenannten »Gebildeten« und »Bildungsfernen«. Daher kann Bildung einerseits als Motor individueller Befreiung und Erfüllung erscheinen, andererseits als stetige Aufforderung zum »lebenslangen Lernen« auch mit Auslese, Leistungsdruck und Situationen des Scheiterns in Verbindung gebracht werden.
Die Vielseitigkeit der wissenschaftlichen Beiträge des Buches spiegelt die Vielschichtigkeit des Begriffs und seiner Anwendung während der Geschichte des 20. Jahrhunderts wider. Der historische Wandel der Vorstellungen, was Bildung sein und erreichen soll, wird dadurch unter dreierlei Gesichtspunkten betrachtet. Einige Artikel konzentrieren sich auf die politische Verwendung und Entwicklung des Begriffs sowohl innerhalb Deutschlands als auch innerhalb anderer Länder in Europa und Nordamerika. Ein weiterer Aspekt der Untersuchung ist die kulturelle Bedeutung von Bildung im internationalen Kontext. Schließlich untersuchen die restlichen Beiträge den sozialhistorischen Wandel, dem die Bildungsidee im letzten Jahrhundert unterworfen war.
Unter dem Themenbereich dieser drei Aspekte zeichnen die Beiträge anhand zentraler Fragestellungen eine umfassende Darstellung der Entwicklung von Bildung. Welche Rolle spielte sie in gesellschaftlichen und politischen Transformationen? Welche Vorstellungen und Praktiken von Bildung entwarfen soziale Bewegungen? Welche Errungenschaften, aber auch welche Widersprüche und Probleme zogen Bildungsreformen nach sich? Und gibt es eine Tendenz zur Ökonomisierung, wird Bildung durch vielfältige private Anbieter und internationale Angleichungen (PISA, Bologna-Prozess) zur »Ware«?
Das seit 1961 jährlich erscheinende Archiv für Sozialgeschichte ist eine der großen, international anerkannten geschichtswissenschaftlichen Fachzeitschriften. Es widmet sich der neueren Gesellschaftsgeschichte Deutschlands, Europas und Nordamerikas. Jeder Band enthält Aufsätze zu einem bestimmten Rahmenthema sowie umfangreiche Forschungsberichte und Sammelrezensionen zu den aktuellen Trends der Geschichtsschreibung. Einzelbesprechungen werden online veröffentlicht.
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