In seinem neuen Buch „Kirche, Schuld und Synodaler Weg – Was Galileo, die Judenverfolgung und den Missbrauchsskandal verbindet“ untersucht der streitbare Sozialwissenschaftler David Ranan anhand von drei Beispielen systematisch, ob eine grundlegende Reform einer so alten, traditionsbewussten Institution überhaupt durchführbar ist.
Die Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ hat 2018 das Ausmaß des in der Katholischen Kirche praktizierten Missbrauchs offengelegt. Die allgemeine Wut vor allem über die Vertuschung der Straftaten hat den lang existierenden Reformforderungen innerhalb der Kirche in Deutschland Auftrieb gegeben. Jetzt scheint alles auf dem Tisch des Synodalen Wegs zu liegen: Anerkennung der Homo-Ehe, priesterlicher Zölibat, Frauen in der Hierarchie – doch ist das Ganze mehr als ein aussichtsloses Unterfangen?
In den letzten 50 Jahren hat die Katholische Kirche drei Versuche unternommen, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen – bei Galilei, der Judenverfolgung und dem tausendfachen sexuellen Missbrauch Schutzbefohlener. Doch all diese Fälle lassen zweifeln: Ist die Kirche überhaupt fähig, Verantwortung für ihre Taten und ihr Versagen zu übernehmen? Die wohl älteste Institution der Welt hat ihre Langlebigkeit nicht durch Zaghaftigkeit erreicht, ist eher unnachgiebig als flexibel gewesen. Anhand der drei genannten Fälle legt David Ranan dar, wieso die Erfolgschancen einer Läuterung gering sind.
David Ranan, geb. 1946, PhD, Kultur- und Politikwissenschaftler, wuchs in Israel und in den Niederlanden auf. Bei Dietz erschienen: „Muslimischer Antisemitismus“ (2018) und „Sprachgewalt. Missbrauchte Wörter und andere politische Kampfbegriffe“ (2021). Er lebt und arbeitet in London und Berlin.
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